Eltern werden

Ein kleiner Zwerg, der alles umkrempelt

Von Nadine Effert und Wiebke Toebelmann · 2017

Eine Mutter hilft ihrem Baby dabei, die Treppe hochzusteigen. Thema: Eltern werden

Vom Kinderwunsch bis zu Babys ersten Schritten: Wer eine Familie gründet, für den beginnt ein neues Leben mit vielen aufregenden Stationen. Ein Prozess, der von viel Glück und Freude, aber auch so manchen Sorgen und Ängsten begleitet wird. Denn Verantwortung für einen kleinen Menschen zu übernehmen, kann man nirgendwo lernen.

Wer durch bestimmte Viertel deutscher Großstädte läuft, würde angesichts der Kinderwagen-Kolonnen nicht auf die Idee kommen, dass die Bundesrepublik mehr als 30 Jahre lang mit einem dramatischen Geburtenrückgang zu kämpfen hatte. Und tatsächlich: Im Jahr 2016 wurde zum ersten Mal nach 33 Jahren wieder ein Anstieg verzeichnet. So lag laut Statistischem Bundesamt die sogenannte Geburtenziffer 2015 bei 1,5 Kindern pro Frau. Das liegt allerdings immer noch unter dem EU-Durchschnitt von 1,58, aber ein Fortschritt ist zu beobachten: Noch 2009 stand die Ziffer bei nur 1,36 Kindern je Frau. Deutsche Frauen sind keineswegs Babymuffel, doch die Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist im Vergleich zu Ländern wie beispielsweise Frankreich oder Schweden hierzulande immer noch kompliziert. Gebildete Frauen, die Karriere machen wollen, sind häufig geradezu gezwungen, etwas später Mutter zu werden. Zeit, eine Großfamilie aufzubauen, bleibt ihnen dann wahrlich nicht mehr, sodass sie höchstens zwei Sprösslinge auf die Welt bringen. Und wäre die Geburtenrate vor 30 Jahren höher gewesen, gäbe es in Deutschland heute auch schlicht mehr Frauen im gebärfähigen Alter, die die Zahl nach oben treiben könnten. 

Mit dem Wunsch fängt es an

Die Entscheidung für ein Baby ist eine der größten, die ein Paar im Leben treffen kann. Und bei allen schlauen Ratgebern und wissenschaftlichen Erkenntnissen ist es unmöglich, sich auf diese Rolle vorzubereiten. Wahrscheinlich, weil jede Erfahrung, jede Familie und jedes Kind hochindividuell sind und ungeheuer viel mit Instinkten zu tun hat. Schon der Kinderwunsch ist selten kontrollierbar oder rein rational. Trotz aller Verhütungsmethoden, die heute erhältlich sind, ist eine Empfängnis nicht planbar. Was bei manchen Paaren sofort klappt, dauert bei anderen Monate oder Jahre. Eine Erklärung dafür können häufig nicht einmal Spezialisten liefern. Bei rund 1,4 Millionen Frauen und Männern in Deutschland bleibt der Kinderwunsch sogar gänzlich unerfüllt. Tatsächlich fragt man sich angesichts mancher Zahlen, wie die Menschheit bis dato überleben konnte: Nur bis zu fünf Tage rund um den Eisprung ist eine Frau fruchtbar, und bei jedem Geschlechtsverkehr liegt die Chance einer Befruchtung bei gerade mal 20 Prozent. 

Quelle: Eltern, 2016

Eine aufregende Zeit

Nach einem positiven Schwangerschaftstest sind schon frühzeitig Symp­tome zu bemerken: Übelkeit, bleierne Müdigkeit, Ziehen im Bauch und Kreislaufprobleme sind gerade in der ersten Zeit ganz normal. Eine Schwangerschaft gilt zudem in den ersten zwölf Wochen noch nicht als stabil, und es besteht ein erhöhtes Risiko einer Fehlgeburt. Viele Frauen behalten ihren Zustand daher zunächst gern für sich. Doch bei allen Ängsten überwiegt natürlich die Vorfreude. Und die modernen Ultraschallbilder sind der erste Kontakt zum Embryo. Schon ab der sechsten oder siebten Woche lässt sich oft schon der Herzschlag sehen. Ab dem fünften Monat sind dann meist auch die ersten Kindsbewegungen spürbar – erst durch ein zartes „Flattern“, gegen Ende der Schwangerschaft dann handfeste Tritte, die mitunter für die werdende Mama etwas unangenehm sein können. 

Geburt und erstes Kennenlernen

Und dann die Geburt: Ein Erlebnis, das jeden beschäftigt. Geht es mitten in der Nacht los? Wird es sechs Stunden dauern oder 20? Kommt es zu Komplikationen? Im Jahr 2015 veröffentlichte das Statistische Bundesamt erstaunliche Zahlen: Jedes dritte Kind kommt heute per Kaiserschnitt zur Welt – doppelt so viele wie vor 20 Jahren. Laut der Weltgesundheitsorganisation WHO sind davon nur zehn bis 15 Prozent medizinisch notwendig. Damit wieder mehr natürliche Entbindungen stattfinden, hat das Bundesgesundheitsministerium nun vier Studien erstellt, die auswerten, wie etwa die Aufklärung von Frauen kurz vor der Geburt aussieht und wie die Genesung danach verläuft. Die vier Forschungsprojekte sollen dazu beitragen, eine Leitlinie für Ärzte zu erstellen. Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe: „Eine hochwertige Leitlinie ist wichtig, damit künftig Entscheidungen für oder gegen einen Kaiserschnitt auf einer noch besseren wissenschaftlichen Grundlage erfolgen können.“

Egal wie – eine Entbindung ist immer anstrengend, und die erste Zeit mit Säugling allemal. Das Stillen will gelernt sein, die Eltern-Kind-Bindung wird aufgebaut. Das sogenannte Wochenbett sollte für die ersten sechs Wochen eingeplant werden mit viel Ruhe, nicht zu viel Besuch und viel Kuschelzeit als Familie. Die meisten Frauen erleben während dieser Zeit auch den „Baby­blues“, meist begünstigt durch die hormonelle Umstellung. Kein Grund zur Sorge, die „Heultage“ gehen vorüber. So wie alles andere: Babys erstes Jahr geht oft gefühlt so schnell vorbei, dass viele Eltern Buch führen, damit sie nicht alles vergessen. In keinem Lebensjahr gibt es so viele Meilensteine wie im ersten. Gekrönt wird die motorische Entwicklung dann natürlich mit den ersten Schritten, meist zwischen elf und 15 Monaten.

Grafik: Familien mit Kindern in Deutschland
Quelle: Statistisches Bundesamt, 2017

Eltern werden: Sorgen gehören dazu

Natürlich kommen mit dem Elternsein auch viele Sorgen um dieses verwundbare Geschöpf. Wer etwa sein Kind nicht stillt, sondern die Flasche gibt, sollte darauf achten, das Wasser stets abzukochen und die Fläschchen zu sterilisieren. Da Babys viel empfindlicher auf Schadstoffe reagieren, empfiehlt sich zudem die fachkundige Analyse des haushaltseigenen Trinkwassers. Apropos Wasser: Viele Frauen leiden unter Sodbrennen in der Schwangerschaft. Hier kann das Trinken von Wasser mit einem hohen Hydrogencarbonat-Gehalt dabei helfen, Symptome zu lindern. Wer sich gut informiert, sich Tipps von den eigenen Eltern geben lässt oder Ratschläge vom Kinderarzt – lieber einmal zu viel als zu wenig – einholt –, kann sich einen Großteil der Ängste und Sorgen sparen. Das Motto lautet: Zurücklehnen und die Zeit genießen – denn sie ist ein besonderes Geschenk und die Zeit lässt sich bekanntlich nicht zurückdrehen.

Babys erstes Jahr:

Wichtige Stationen in (ungefähren) Zahlen

  • Das Neugeborene: Die erste Zeit besteht aus Essen und Schlafen. Acht bis 15 Mal täglich muss das dauerhungrige Baby gefüttert werden. Bis zu 17 von 24 Stunden schläft es – allerdings sehr unregelmäßig. Das heißt, dass Eltern auch häufig mitten in der Nacht geweckt werden.

  • 2 Monate: Das Baby schenkt seinen Eltern zum ersten Mal ein echtes Lächeln. Wenn sich zuvor die Mundwinkel nach oben zogen, handelte es sich noch um das „Engelslächeln“ – eine Muskelreaktion.

  • 5 Monate: Das Kleine kann auf dem Bauch liegen und den Kopf längere Zeit oben halten. Es beginnt, sich vom Bauch auf den Rücken zu drehen oder umgekehrt.

  • 6 Monate: Zeit für Babys erste Breimahlzeit.

  • 8 Monate: Das Baby kann selbständig sitzen und robben oder krabbeln. Es beginnt, sich an Gegeständen hochzuziehen und zu stehen.

  • 10 Monate: Das Kind kann am Familientisch mitessen und fängt an zu plappern – natürlich in seiner eigenen Sprache.

  • 12 Monate: Das Baby wagt die ersten Schritte!

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