Rollenverteilung

Umdenken angesagt

Von Jost Burger · 2017

Mehr Zeit für die Familie: Das wollen Männer in Deutschland. Trotzdem spielen sie die klassische Ernährerrolle nach wie vor – auch wenn ihnen dieselben Rechte zustehen wie den Müttern. Aber woran liegt das? Und was muss sich ändern?

 Zwei Mütter und ein Vater gehen mit ihren Kinderwägen spazieren. Thema: Rollenverteilung

Die Frage nach der Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat längst auch die Väter erreicht. 88 Prozent der befragten Väter gaben schon 2012 in einer Studie der Väter gGmbH an, sie wollten die Entwicklung ihres Kindes von Anfang an aktiv begleiten und mehr sein als nur der Ernährer. In der Praxis heißt das in der Regel, die Arbeitszeit eine Zeit lang oder für länger zu verkürzen. Die gesetzlichen Möglichkeiten stehen Vätern genauso zu wie den Müttern: Teilzeit etwa, Elternzeit und als finanzielles Mittel das Elterngeld. Und auch die fortschreitende Digitalisierung der Arbeitswelt kann es Vätern ebenso wie Müttern erleichtern, Familie und Arbeit unter einen Hut zu bringen – allen voran das klassische Homeoffice. Über die gesetzlichen Möglichkeiten dazu informiert das Bundesfamilienministerium unter www.familien-wegweiser.de.

Rollenverteilung: Anspruch und Wirklichkeit

Und doch: Die Realität sieht anders aus. Viele Väter nutzen die Möglichkeiten nicht, die sich ihnen bieten. Laut statistischem Bundesamt ging 2015 bei knapp der Hälfte der Paare mit Kindern unter drei Jahren der Vater einer Vollzeittätigkeit nach – während die Mutter nicht erwerbstätig war. Bei 24 Prozent der Paare war der Vater Vollzeit erwerbstätig, die Mutter in Teilzeit. Und das Familienministerium vermeldet im „Väterreport 2016“: Fast 80 Prozent der Väter, die in Elternzeit gehen, tun dies lediglich für zwei Monate.

Woran liegt das? Wirtschaftliche Gründe spielen sicher eine Rolle. Wenn der „Haupternährer“ der Mann ist, bringt sein Gehaltsverzicht die Familie in finanzielle Schwierigkeiten. Vielleicht liegt es aber auch ganz einfach an der Einstellung. In einer Studie im Auftrag der BILD der FRAU von 2013 sagten selbst bei den 18 bis 34-jährigen Männern 59 Prozent: Der Mann soll Vollzeit arbeiten und die Frau Teilzeit – neben den Aufgaben für Familie und Kinder. 

Quelle: Allensbacher Archiv, IfD-Umfrage 2014

Aushandeln, wie man leben will

Harter Tobak im 21. Jahrhundert. Aber wenn nicht mehr nur die Mütter für die gesamte Familie den Spagat zwischen Arbeit und Familienleben schaffen müssen, wird es eben kompliziert. Volker Aisch, Gründer und Geschäftsführer der Väter gGmbH, bringt es auf den Punkt: „Die Herausforderung, Arbeit, Familie und Freizeit zu vereinbaren, ist inzwischen auch für die Männer sehr groß.“ Damit sich etwas im Alltag ändert, dafür müssten Paare aushandeln, wie sie leben wollen. 

Und Unternehmen müssen väterfreundlicher werden. Aisch setzt auf Firmen, in denen Führungskräfte aktive Vaterschaft vorleben und ihren männlichen Mitarbeitern die Angst nehmen, beruflich ins Hintertreffen zu geraten, wenn sie ihre Arbeit an der Familie ausrichten. Dafür organisiert er Workshops, regt zu Väter-Kind-Events an und hilft beim Aufbau von Väter-Netzwerken, in denen sich Väter über ihre Erfahrungen austauschen.

Paare müssen aushandeln, wie sie leben möchten: Man möchte meinen, hier liegt die zentrale Herausforderung. Wer als Vater und Partner wirklich für seine Kinder da sein will, muss sich entscheiden. Und bereit sein, für seine Kinder Kompromisse einzugehen. Und damit manch liebgewonnene Ansicht fallenzulassen.

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